Governance Meeting

Das Governance Meeting in Holacracy ist der Zeitpunkt und der Raum für die Mitglieder eines Kreises, um ihre Spannungen zu bearbeiten, die sie erkannt und gesammelt haben.

Das Meeting folgt einem bindendem Prozess in dem sich die Rollen selbst organisieren und über die Bearbeitung der Spannungen die Organisation verändern. Die Entscheidungsfindung in
diesem Prozess findet über Konsens statt.

Der Facilitator des Kreises führt die Teilnehmenden durch das Governance Meeting. Wichtig dabei ist, dass der Facilitator keine moderierende Rolle einnimmt, sondern nur den Prozess der Governance hält und den Teilnehmenden ihren jeweilig zustehenden Raum öffnet.

1. Check-In

Zu Beginn des Meetings gibt es eine Check-In Runde. Diese soll allen einen Moment Zeit geben im Meeting anzukommen. Jeder spricht nacheinander und gibt seinen Einstieg in die Governance. Es kann alles gesagt werden, niemand darf etwas dazu sagen. Hier ist es schon wichtig zuzuhören, um eventuell wahrnehmen zu können, wie es jemandem geht und in welcher Situation sich die einzelnen Teilnehmenden befinden.

2. Administrative Concerns

Der Facilitator fragt an dieser Stelle, ob es etwas gibt, was das Meeting stören oder unterbrechen könnte. Teilnehmende müssen früher gehen oder haben technische Probleme, die gelöst werden müssen, wenn das Meeting beispielsweise remote stattfindet.

3. Agenda aufbauen

Jetzt erst wird die Agenda für das Meeting zusammengebaut. Jeder, der einen Punkt auf die Agenda bringen will, kann das mit ein oder zwei Stichwörtern machen. Der Secretary des Kreises nimmt diese auf. Jeder Teilnehmende kann zur gesamten Zeit des Meetings weitere Punkte auf die Agenda setzen.

4. Agenda bearbeiten

Nachdem die Agendapunkte gesammelt sind wird die Agenda abgearbeitet. Normalerweise wird der Reihe nach bearbeitet was auf der Liste steht. Sollte jemand früher das Meeting verlassen müssen oder andere Gründe bestehen, dann können die Punkte auch vorgezogen werden. Die Bearbeitung der Agendapunkte folgt dem Prozess der integrativen Entscheidungsfindung (Integrative Decision Making).

Integrative Entscheidungsfindung

Der Prozess der integrativen Entscheidungsfindung trennt die verschiedenen Anliegen, die es bei Vorschlägen gibt. Statt einer Mischung aus Fragen und Reaktionen gibt es in dem Prozess klar abgetrennte Frage- und Reaktionsrunden. Außerdem ist klar festgeschrieben wann wer reden darf.

4.1. Vorschlag

Der Vorschlag wird präsentiert und die Spannung dazu erklärt. Der Secretary nimmt den Vorschlag auf, damit alle sehen können um was es genau geht.

Sollte jemand noch keinen Vorschlag haben, aber einen suchen, dann kann die Runde auf Nachfrage behilflich sein. Dabei findet aber keine Diskussion mit dem Ziel eines Konsens statt. Das Ziel ist stattdessen zu einem Vorschlag zu kommen, der dann weiter bearbeitet werden kann und in einen validen Governance Output führt.

4.2. Verständnisfragen

In der Verständnisrunde können die anderen Teilnehmenden Fragen zu dem Vorschlag stellen. Hier sollen keine Reaktionen erfolgen, sondern wirklich nur Fragen gestellt werden, die der weiteren Klärung des Vorschlags oder der Spannung dienen. Die Person, die den Vorschlag gemacht hat kann darauf antworten oder kann auch einfach sagen "Nicht spezifiziert", wenn sie keine Antwort hat und der Vorschlag diese Frag nicht behandelt. Jeder kann so viele Fragen stellen, wie notwendig sind.

Meinungen, Verbesserungen und Reaktionen sind in dieser Runde nicht zugelassen und es liegt beim Facilitator die Fragenden früh zu unterbrechen, wenn eine versteckte Reaktion in der Frage ist oder die Frage nicht zum weiteren Verständnis des Vorschlags führt. All das kann in der nächsten Runde offen geäußert werden.

4.3. Reaktionsrunde

Hier kann jeder einmal sprechen. Alle Reaktionen sind hier willkommen und jeder darf ohne Unterbrechung offen sagen, wie der Vorschlag auf ihn wirkt und was er davon hält. Auch hier ist es wieder wichtig darauf zu achten, dass nur auf den Vorschlag bezogen reagiert wird und sich niemand auf eine Person bezieht.

Hier ist auch die Möglichkeit um Verbesserungen des Vorschlags einzubringen oder auch nur weitere Perspektiven zum Vorschlag hinzuzufügen.

4. 4. Ändern und Klären

Wenn alle in der Runde eine Reaktion abgegeben haben, dann kommt der Prozess wieder zur vorschlagenden Person zurück. Sie kann nun den Vorschlag anpassen oder noch einmal weiter klären. Es besteht allerdings keine Pflicht dazu und der Vorschlag kann einfach so belassen werden. Auch hier darf nur wieder der oder die Vorschlagende sprechen.

4.5. Einwände

In dieser letzten Runde wird die Gruppe nach Einwänden abgefragt. Einwände sind in der Holacracy klar definiert. Auf die Frage

"Sieht jemand, dass der Vorschlag uns schadet oder zurückwirft, wenn er angenommen wird? Einwand oder kein Einwand?"

Wenn es einen Einwand gegen den Vorschlag gibt, dann wird dieser geäußert, validiert<sup>[1] (#1)</sup> und notiert. Es wird erst einmal nicht diskutiert, sondern nur gesammelt. Danach geht es in die Integration der validen Einwände.

Integration

In der Integration wird zuerst einmal die Person mit dem Einwand angesprochen. Die Frage, die hier zu stellen ist

"Was kann dem Vorschlag hinzugefügt werden oder an ihm verändert werden, um den Einwand zu beseitigen?"

Wenn eine Antwort dazu kommt, fragt der Facilitator die Person mit dem Einwand und die vorschlagende ab, ob beide Anliegen mit der Änderung bedient werden. Ist dies der Fall fährt man mit dem nächsten Einwand fort.

Sind alle Einwände bearbeitet wird die Runde noch einmal nach Einwänden befragt. Hat niemand mehr Einwände, dann wird der Vorschlag angenommen.

5. Check-Out

Hier können alle noch einmal über das Meeting reflektieren. Auch hier spricht wieder einer nach dem anderen und ohne Diskussion.